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IMC 2011: Sessions

Session 1517: Saints, and the Music of History: Communicative and Socio-Historical Perspectives on Plainchant for the Cult of the Saints

Thursday 14 July 2011, 09.00-10.30

Organiser:Roman Hankeln, Institutt for historie og klassiske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
Moderator/Chair:Nils Holger Petersen, Centre for the Study of the Cultural Heritage of Medieval Rituals, Københavns Universitet
Paper 1517-aRecherche d'une méthodologie d'approche des historiae: Aspects disciplinaires et interdisciplinaires
(Language: Français)
Jean-François Goudesenne, Section de Musicologie, Institut de Recherche et d'histoire des Textes (IRHT), Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS), Orléans
Index terms: Hagiography, Music
Paper 1517-bReflections of War and Violence in Early and High Medieval Saints' Offices
(Language: English)
Roman Hankeln, Institutt for historie og klassiske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
Index terms: Hagiography
Paper 1517-cDas Geschwisterpaar Benedikt von Nursia und Scholastika: Anzeichen zu soziokulturellen Aspekten des Heiligenkultes in Sankt Galler Messproprien
(Language: Deutsch)
Dirk van Betteray, Musikschule der Homburgischen Gemeinden, Wiehl
Index terms: Hagiography
Paper 1517-dHystoria de sancto Virgilio
(Language: Deutsch)
Stefan Engels, Institut für Kirchenmusik, Kunstuniversität Graz
Index terms: Liturgy, Music, Performance Arts - General
Abstract

Paper -a:
Mes travaux menés depuis une vingtaine d'années sur le chant grégorien et en particulier les historiae m'amène au constat que l'historia ne constitue pas un genre spécifiquement musical, à la différence de la séquence ou même des tropes. Dans la perspective de développer une méthodologie d'étude des historiae du premier Moyen Âge, voici quelques exemples qui illustreront trois points de méthode, à partir d'un corpus de quelques offices des ixe-xie s.:
a) disciplinaire: les premières historiae du ixe s. font partie intégrante de l'Office romano-franc et apportent des éléments sur les structures musicales elles-mêmes, notamment les matériaux formulaires au niveau des répons;
b) interdisciplinaire: la nature du texte littéraire (selon qu'il est en prose, métrique ou rythmique) établit une dialectique plus complexe avec les structures mélodiques;
c) enfin, les translations de reliques, très sérieusement étudiées depuis (travaux de Martin Heinzelmann et récemment d'Edina Bozoky), apportent des éléments déterminants pour l'analyse des corpus.

Paper -b:
The changing attitudes towards violence and war can be regarded as important markers of European cultural development during the Middle Ages. As such the topic traditionally has received much attention and the numerous historical studies dealing with it based on a broad range of sources, not only charters or historical writings, but also hagiographical texts such as vitae or miracle-stories. Saints' offices however have not been analyzed in this context. This seems unjustified given their central place in the daily cultural life of ecclesiastical institutions and the large range of related topics meditated in these chant cycles.
The present paper tries to give an overview over these topics, beginning with some more traditional saints' offices with roots in the Merowingian and Carolingian ages (those for martyred soldiers such as Sebastian, Mauritius) focussing later on offices which came into existence during the crucial phase of the first crusades (Oswald, Charlemagne). How is Christian military violence legitimized in these offices? Which types of violence are described? How are enemies portrayed? And how is music used to transport the messages of these texts? Answers to these questions might place ecclesiastical monophonic music into its (proper) position as a means of socio political reflexion during the Middle Ages.

Paper -c:
Das Koster St. Gallen befolgte ab 747 die Regula Benedicti. Dennoch finden sich keine Messproprien zur Feier des Todestages und der Translation des Hl. Benedikt in den ältesten Sankt Galler Gradualien. Erst ab dem 11. Jahrhundert (z.B. Codex 376) tauchen Messproprien für Benediktsfeiern am 21. März und 11. Juli auf, später auch zum Gedenktag (10. Februar) der Hl. Scholastika (z.B. Codex 361). War die politisch motivierte Annahme der Benediktsregel doch nicht so freiwillig? Gab es Widerstände?

Der Vergleich unterschiedlicher Zusammenstellungen dieser Sankt Galler Proprien im Vergleich zu Quellen anderer Orte und Zeiten soll Indizien liefern für die soziokulturelle Bedeutung des Kultes jener beiden Heiligen in Sankt Gallen. Gleichzeitig dient der Quervergleich der Proprien Benedikts und seiner Schwester Scholastika der Untersuchung geschlechterspezifischer Gesichtspunkte der Heiligenverehrung in Sankt Gallen. Auch dieser zweite Gesichtspunkt dient letztlich der Frage, inwieweit Heiligen-Proprien durch ihre Zusammenstellung und ihre textlich-musikalische Gestalt Hinweise geben auf bestehende oder erwünschte Formen des Zusammenlebens der konkreten Gemeinschaft vor Ort und der Gesellschaft insgesamt.

Paper -d:
Cod. 547 der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien enthält ein Offizium zu hl. Virgil von Salzburg. Der hl. Virgil (irisch: Fergal oder Feirgil) dürfte adliger Herkunft gewesen sein. Seine Ausbildung erhielt er im Kloster Iona in Irland. Auf seiner Missionswanderung kam er an den Hof Pippins des Kleinen und über dessen Vermittlung im Jahre 743 zu Herzog Odilo nach Bayern, der ihn nach Salzburg sandte. Virgilius wurde 746 zunächst Abt im Kloster St. Peter in Salzburg, seit 749 war er Bischof von Salzburg. 755 sandte er seinen Mitarbeiter Modestus zur Mission nach Kärnten und richtete dort nach irischem Vorbild ein Eigenbistum ein, wodurch er den Beinamen „Apostel Kärtens“ erhielt. Er gilt auch als der Erbauer der ersten Kathedralkirche in Salzburg. Unter seinem Wirken blühten Kunst und Wissenschaft. Mit dem hl. Bonifatius führte er heftige Streitgespräche über die Gültigkeit von Taufen, die mit falsch gesprochenen Worten gespendet wurden und über die Kugelgestalt der Erde, wobei Virgil die Antipodenlehre vertrat. Sein Grab war schon bald nach Virgilius' Tod vergessen und wurde 1181 beim Umbau des Domes wieder gefunden. Seit diesem Zeitpunkt erst begann die kultische Verehrung des Heiligen, der heute zusammen mit dem hl. Rupert als Landespatron des Landes Salzburg und der Diözese gilt.
Cod. 547 aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts enthält das einzige Reimoffizium, welches uns vom hl. Virgil mit Notation überliefert ist. Merkwürdigerweise stammt es nicht einmal aus Salzburg, wo sich kein Virgiloffizium nachweisen lässt, sondern aus dem oberösterreichischen Chorherrenstift St. Florian, welches ansonsten nicht durch eine besondere Verehrung des hl. Virgils aufgefallen ist. Außerdem enthält es noch andere Merkwürdigkeiten, auf die Robert Klugseder aufmerksam gemacht hat, und über die zu berichten sein wird. Zu prüfen sind Text und Musik des Offiziums und der Legende zum hl. Virgil im Vergleich mit der historischen Wirklichkeit einerseits, die Melodien und die Textgestaltung in Zusammenhang mit anderen Offizien der Zeit andererseits.